Nellarien, geboren im Jahre 1087 des dritten Zeitalters, ist eine junge Waldelbin aus Lorinand, das schon lange vor ihrer Geburt von Galadriel Lorien getauft wurde.
Ihre Mutter Nimlas stammt vom Waldvolk der Nandor ab (Tawarwaith), ihr Vater Faendil aber kam von den Grünelben (Laiquendi). Nach ihrer Geburt gab man ihr den Namen Tinenwen, denn sie war ein stilles und braves Mädchen. Später aber wurde sie wilder und neugierig, und weil ihr helles Lachen von glockenklarem Klang war, war sie allerorts als Nellarien bekannt, das Mädchen, das die Glocken erklingen lässt.
In der Tat ist Nellariens Auftreten häufig von einer solchen Unbekümmertheit und Daseinsfreude, dass es selbst ihresgleichen schwer fällt, ihr Wesen zu begreifen. Auch auf ihr lastet der Schatten der Vorzeit und ebenso dräut auch ihre Fröhlichkeit von den Spuren des Schwundes gegeißelt zu werden, doch strahlt noch immer überlaut die Lust und Freude gleißend aus ihr heraus, die dunklen Anflüge der Finsternis zu vertreiben.
Ihr Leben lang wandelte sie unter den Schatten spendenden Mallornbäumen Lóriens, doch als die Wanderungen in den Westen weit fortgeschritten waren und viele ihres Volkes, erschöpft von ihrem langen Leben und der Schwere der eigenen Erinnerungen, davonzogen, verließ Nellarien ihren Wald, um Mittelerde kennenzulernen, ehe auch sie ihm eines Tages den Rücken kehren müsste. Diese Trennung ihrer Heimat geschah gegen den Willen ihrer Eltern und die Scham über den Ungehorsam, aber ebenso die Furcht vor dem Schmerz, den Nellarien bei einem Wiedersehen unter der Gewissheit eines umso näheren, ungleich jedoch längeren Abschiedes empfindet, halten die Elbenmaid von einer all zu baldigen Rückkehr ab.
Voll Intensität sind ihre Empfindungsweisen, und der Durst nach Abenteuern ist noch immer ungestillt. In Lórien nannten manche sie Lethrin, was 'Hörerin' bedeutet, da sie viel Zeit damit zubrachte, den elbischen Geschichten und Liedern zu lauschen, wo immer sie erzählt wurden, und auch heute ist sie stets auf der Suche nach Erinnerungen, die andere aus ihrem Geschlecht erlebt haben und mit sich tragen, für die sie jedoch zu jung ist, um aus eigener Erfahrung darauf zurückblicken zu können. Sie schloss sich den Roval Caladren an, einer Gemeinschaft, die einem edlen Zweck diente, mit deren Hilfe sie jedoch ebenso an viel altes Wissen gelangen könnte, denn ihre Neugier ist groß und alles möchte sie erfahren, längst beschränkt sich ihre Wissbegier nicht mehr auf das eigene Volk der Quendi.
